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Jens Schröter M.A.

DIGITALE MEDIEN UND KÖRPERBILDER

Einig scheint man sich heute darin zu sein, daß das Aufkommen neuer digitaler Medien tiefgreifende Veränderungen der Kultur nach sich zieht. Weniger klar ist allerdings, was genau die mit den neuen Technologien einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen und damit die Position und der Handlungsspielraum des Menschen in dieser veränderten Welt sein werden.

Eine zentrale Veränderung ist sicherlich die Veränderung unserer Vorstellung vom Körper und damit unser Verhältnis zu unserer eigenen Materialität. Ausgegangen wird von der Annahme, daß der “Körper”, was er ist, sein und tun soll, nichts ontologisch fixiertes darstellt, sondern selbst eine Geschichte hat und (auch) in Reflexion seiner technischen “Extensionen” erst Gestalt und Bedeutung gewinnt. Diese grundlegende Voraussetzung wird in einem ersten Teil des Seminars anhand ausgewählter körpertheoretischer Texte zu diskutieren sein.

In einem zweiten Teil gilt es, genauer zu überlegen, welchen Einfluß die neuen digitalen Medien, allen voran der Computer, auf unser Körperverständnis ausüben. Dabei ist zu unterscheiden zwischen neuen Formen der Körperlichkeit im direkten Umgang mit neuen Medien und den durch neue Medien (etwa durch digitale special effects) generierten neuartigen Körperbildern. Auf beiden Ebenen wird das Bild des ‘natürlichen’ Körpers retrospektiv verschoben. In ersten groben Annäherung lassen sich folgende Problemfelder benennen. 1) Das Feld des “verstreuten Körpers”, das sich etwa in den Telepräsenzeffekten neuer Medien äußert, aber auch in den durch Internet-Rollenspiele eröffneten Möglichkeiten Personen anderen Geschlechts zu spielen oder einfach mehrere Personen zu sein... 2) Das Feld des “verflüssigten Körpers”, das insbesondere durch neuartige digitale Trickeffekte (Morphing) in Film- und Fernsehen Einzug gehalten hat und durch so populäre Gebilde wie dem T-1000 aus Terminator 2 oder den Formwandlern aus Star Trek – Deep Space Nine repräsentiert wird 3) Und schließlich kann man das Feld des “verbesserten Körpers” auffinden, das sich in den maschinell gepanzerten Cyborg-Körpern und in ähnlichen Synthesen aus “wetware” und “hardware” ableitet. Die Bereitschaft zur kontinuierlichen Mitarbeit wird, ebenso wie die Fähigkeit zur Lektüre englischsprachiger Fachliteratur, vorausgesetzt. Zu Semesterbeginn wird ein Reader mit den relevanten Texten vorliegen.

Literatur zur Einführung:

Berr, Anne-Marie (1990) Technik und Körper. Berlin.

Gibson, William (1997) IDORU. Hamburg.

Stone, Allucquere Rosanne (1984) “Will the real Body please stand up? Boundary Stories about virtual Cultures” In: Benedikt, Michael (Hrsg.) Cyberspace: First Steps. Cambridge/London, S. 81-118.

A) Die ersten sechs Sitzungen an der Ruhr-Uni Bochum, Fr 14-16, GB04/611

1. 30.4.

EINFüHRUNG

7.5. entfällt

2. 14.5.

KöRPER UND MACHT

Michel Foucault: Überwachen und Strafen, Die Geburt des Gefängnisses, Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 1994, S. 173-181

John Fiske: Power Plays, Power Works, London (Verso) 1996, S. 57-66

Judith Butler:Körper von Gewicht, Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 1997, 13-41.

3. 21.5.

KöRPER UND MEDIEN

Immo Wagner-Douglas/Peter Wippermann: The Body is the message. Das Bild vom Körper in den Medien, in: Kunstforum, Bd. 141, 1998, S. 184-195

Jean-Claude Kaufmann:Frauenkörper - Männerblicke, Konstanz (UVK) 1996, S. 216- 218.

Richard Shusterman: Soma und Medien, in: Medien-Welten Wirklichkeiten, hrsg. von Gianni Vattimo und Wolfgang Welsch, München (Fink) 1998, S. 113-126.

28.5. entfällt

4. 4.6.

VERSTREUTE KöRPER

Sherry Turkle:Leben im Netz. Identität im Zeitalter des Internets, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt) 1998, S. 340-361.

Diana J. Gromala: Virtual Avatars. Subjectivity in Virtual Environments , in: Visible Language, Vol. 31, No. 2, 1997, S. 214-229.

11.6. entfällt

5.+6. 18.6. 14-18 Uhr

FLüSSIGE KöRPER

Klaus Theweleit:Männerphantasien. Bd. 1. Frauen, Fluten, Körper, Geschichte, München (dtv) 1995, S. 425-430.

Vivian Sobchack: Meta-Morphing, http://www.heise.de/tp/film/6122/1.html

Mark Dery:Cyber. Die Kultur der Zukunft, Berlin (Volk+Welt) 1996, S. 298-306.

CYBORG-KöRPER

Mark Dery:Cyber. Die Kultur der Zukunft, Berlin (Volk+Welt) 1996, S. 257-269; 274-286; 322-346.

B) 25.6.

Blockveranstaltung an der Universität GHS Essen, Seminarraum R11V01G61

Vorschläge für Referatsthemen: Körperbilder in:

TERMINATOR 1 und 2, Allen STAR TREK-Serien ( Formwandler , Borg , holographische Charaktere ); Internet-Rollenspiele/Chatrooms; Virtuelle Personen: Lara Croft, Kyoko Date etc.; DIE MASKE; Körperbilder in der Modefotografie; Körperbild und Starwesen des Kinos; Pornographie im Internet; DAS GROßE KRABBELN etc.