Jens Schröter

Der König ist tot, es lebe der König.

Zum Phantasma eines technologischen Subjekts der Geschichte.



                  Es könnte sein, daß die ‚alteuropäischen‘ Geschichtsillusionen nach ihrem Niedergang abgelöst werden durch technologische Allmachtsphantasien aus der Neuen Welt.

                  Bernhard Waldenfels (1998: 197)


1999 erschien im Suhrkamp-Verlag, herausgegeben von Rudolf Maresch und Niels Werber, der Band Kommunikation Medien Macht. Diesersoll die Diskussion zwischen der Systemtheorie Luhmanns und dem informationstheoretischen Materialismus Kittlers beflügeln. Maresch schrieb zu dem Band in einem On-Line-Text in der Telepolis: “Dennoch, was auch immer ‚Königswissenschaft‘ (Deleuze/Guattari) werden und den seit Hegels Tod vakanten Platz des Königs erobern wird: Systemtheorie oder Medienwissenschaft, erkenntnisleitend für all das ist die von Michel Foucault vor mehr als zwanzig Jahren auf die Agenda der Wissenschaften zurückgeholte Frage der Macht.”[1]

Interessant an dieser Bemerkung ist, daß sie gerade von Foucaults Kritik, wonach “[m]an [...] dem König den Kopf abschlagen [muß]: das hat man in der politischen Theorie noch nicht getan” (1978: 38) getroffen wird. Statt den Platz des Königs zurückzuweisen, wird ein neuer König gesucht. Doch was genau ist heute auf dem Platz des Königs? Schien dieser Platz nicht nur seit Hegel, sondern erst recht nach dem Verschwinden der sogenannten “Großen Erzählungen” leer zu sein? Und war nicht schließlich auch der “Mensch” von einem möglichen Platz an der Spitze oder in der Mitte vertrieben worden? Oder gibt es vielleicht entgegen allen Beschwörungen einer “postmodernen” Befreiung von “Großen Erzählungen” und den damit verbundenen “Subjekten der Geschichte” doch wieder eine solche, die einen neuen König inthronisiert?

Ausgehend von der Annahme, die Medienwissenschaft könne eine der neuen Königswissenschaften sein, schreibt Maresch, daß


Wirtschaft, Politik und Wissenschaft am Tropf von Mikroprozessoren hängen [...] [und daher] die Liberalisierung des Handels und seiner Finanzströme, das Kollabieren sozial(istisch)er Versprechen und Erwartungshaltungen, die Stilisierung von Markt und ‚dynamischer Konkurrenz‘ zu quasi-göttlichen Gesetzen [...] Effekte dieser neuartigen medial-technischen Infrastruktur [sind]. (1999: 265).


Es ist folglich so, daß “Entwicklungszeiten beispielsweise des Wintel-Universums Tempo und Rhythmus, Maßstab und Schema der Evolution der Gesellschaft” (1999: 296) vorgeben. Das hieße also, daß die Medientechnologien, genauer: die Computertechnologien den Platz des Königs, ja des Subjekts der Geschichte, eingenommen haben sollen.[2] Ich schreibe bewußt “sollen”, da es hier weniger darum geht, ob die Medien “wirklich” den gesellschaftlichen Rhythmus diktieren, sondern vielmehr darum, inwiefern sich in Äußerungen wie denen Mareschs symptomatisch eine Phantasmatik zeigt, die den leeren Platz des Königs verzweifelt zu füllen trachtet – und zwar quer zu Unterscheidungen wie Text und Film, Wissenschaft und Popkultur. Denn diese Phantasmatik eines technologischen Subjekts der Geschichte kann (mit spezifischen Verschiebungen, die hier im Einzelnen nicht beleuchtet werden können) auch im populären Kino und in populären Fernsehdarstellungen beobachtet werden (von TERMINATOR 1 bis THE MATRIX).


Rudolf Maresch hat in einer Kritik an der Systemtheorie in Kommunikation Medien Macht weiterhin bemerkt: “Daß sozial Relevantes nur der internen Aktivität von psychischen und sozialen Systemen entspringt, werden Medien vermutlich gerne hören. Sie verrichten ihre Dienste auch lieber abseits, im verborgenen” (1999: 297; Hervorhebung hinzugefügt). Dieser Satz, der stellvertretend für viele Äußerungen zum Thema stehen kann, macht Medien explizit zu handelnden Subjekten, die “etwas gerne hören” und lieber im Zwielicht ihre dunklen Geschäfte machen. Diese Anthropomorphisierung der Medien (trotz immer wieder behauptetem Gegenteil) korreliert mit einer Bewegung, die die Struktur der Subjektphilosophie bzw. der Präsenzmetaphysik wiederholt:


Das Zentrum erhält nacheinander und in geregelter Abfolge verschiedene Formen oder Namen. Die Geschichte der Metaphysik wie die Geschichte des Abendlandes wäre die Geschichte dieser Metaphern und Metonymien. [...] Man könnte sagen, daß alle Namen für Begründung, Prinzip oder Zentrum immer nur die Invariante einer Präsenz (eidos, arche, telos, energeia, ousia [Essenz, Existenz, Substanz, Subjekt], aletheia, Transzendentalität, Bewußtsein, Gott, Mensch usw.) bezeichnet haben. (Derrida 1992 b: 423/424).


Technozentrische Diskurse, so auch manche Spielarten der Medientheorie, setzen an die Stelle des Menschen oftmals “die Medien” oder “die Technik” und behalten damit die subjektzentrische Struktur bei, auch wenn sich die Etiketten ändern. Vielleicht hat Foucault daher gesagt: “In Wahrheit ist ja niemand mehr Humanist als die Technokraten. [...] Für mich gehört die Technokratie zum Humanismus und ich lehne beide ab” (1993 a: 24). Bevor hier jedoch die weiteren Implikationen eines solchen technozentrischen Diskurses entfaltet werden können gilt es, einen Einwand zu berücksichtigten:


Zu wünschen wäre [...] endlich einmal die Aufhellung des Mißverständnisses, [das] seit Jahren in der Aufnahme wie in der Abwehr poststrukturalistischer Einsichten kursiert: es würde in der Postmoderne oder nach ihr oder mit den Neuen Medien der Mensch abgeschafft, abgelöst oder ‚ersetzt‘. [...] [J]ede Ganzheitsillusion, derzufolge das Künstliche oder mathematisch Erhabene als ‚Leben‘ das ‚Leben‘ der Menschen als beschränktes abzulösen oder zu ersetzen wähnt, mißversteht das ursprungslos Ablösbare des Symbolischen (Tholen 1995).


Ähnlich argumentiert auch Deleuze:


Man hat so getan, als kündige Foucault den Tod der existierenden Menschen an (und man sagte: “er übertreibt”), oder im Gegenteil, als würde er nur auf eine Veränderung im Begriff des Menschen hinweisen (“weiter ist es nichts”). Aber es ist weder das eine noch das andere. Es ist ein Kräfteverhältnis, aus dem eine dominierende Form hervorgeht. [...] Heute sagt man öfters, daß der Mensch neuen Kräften gegenübersteht: dem Silizium, und nicht mehr bloß dem Kohlenstoff [...]. (1993: 131/132).


Beide wollen damit auf verschiedenen Wegen betonen, daß der “Mensch” niemals nur er selbst und in reiner Transparenz bei sich war. Mensch zu sein, hieß schon immer, durch die symbolischen Strukturen, das Unbewußte, die Technik und die Ökonomie konstituiert und formiert, wenn auch nicht monokausal ausdeterminiert zu sein. Das “menschliche Wesen” war immer schon nur in Relationen faßbar, die dieses “Wesen” irreduzibel mit der Spur seines Anderen versehren (vgl. Derrida 1992 a: 420). Was sich historisch wandelt, sind die komplexen Netze, die “Kräfteverhältnisse” (Deleuze), in denen sich dies ereignet.

Und gerade der Computer mit seinen tatsächlichen oder seit der legendären ersten Künstlichen Intelligenz-Konferenz in Dartmouth, Sommer 1956 mindestens immer wieder behaupteten Potentialen der Simulation von Intelligenz ist ein Objekt, das die definitorischen Grenzen nicht nur des Mensch-Seins und der mit diesem stets diskursiv verknüpften “Intelligenz”[3], sondern – wie im Fall der Artificial Life-Forschung – sogar die Frage nach den Charakteristika des Lebens selbst verschiebt.[4]


Und im übrigen bedeutet die bei Tholen und Deleuze betonte Differenzstruktur des Menschen eben auch, daß jede Rhetorik, die den Menschen zugunsten einer non-humanen oder posthumanen Medien/Technik verabschiedet, immer verwiesen bleibt auf den Menschen als das, wovon die Absetzung erfolgen muß.[5] Schon die Bezeichnung “Künstliche Intelligenz” (= KI) suggeriert eine “Natürliche Intelligenz” als ihr Gegenteil und naturalisiert so die menschliche Intelligenz. Diese ist jedoch vielmehr ein sozialer und kultureller Effekt, der, aufbauend auf bestimmten evolutionären Voraussetzungen in der zerebralen, sensorischen und motorischen wetware, durch Einschreibung, ja Pro-Grammierung (vgl. Derrida 1992 a: 21), generiert wird.


Daß also nicht einfach vom “Verschwinden des Menschen” geredet werden kann, verhindert aber dennoch nicht, daß eine Rhetorik und Phantasmatik der Verabschiedung des Menschen (als Spiegelbild der Einrückung der Medientechnik auf den Platz des Königs) allgegenwärtig ist. Eine buchstäbliches Beispiel dafür findet man wieder bei Maresch und Werber:


Gelänge es, diese drei Operationen der Kommunikation – Daten zu speichern, Adressen zu übertragen und Befehle zu verarbeiten – in einem “Aufschreibesystem 2000” zu optimieren und es zugleich im physikalischen Raum Feld zu implementieren [...], entstünde tatsächlich ein selbstständig operierendes, globales Informationssystem, das den Datentransfer und seine Geschichte zum Abschluß brächte. Die Zeit des Menschen wäre endgültig abgelaufen, er würde verschwinden‚wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand‘, wie Foucault einst in rätselhafter Weise geweissagt hat, im Sand (Silizium), aus dem die Prozessoren gemacht werden. (Maresch/Werber 1999: 15).


Oder schon zehn Jahre zuvor bei Kittler:


Foucaults berühmte, aber noch immer philosophische Wette, daß ‚der Mensch verschwinden wird, wie am Ufer des Meeres ein Gesicht im Sand‘[6], wiederholt nur die mathematische Gewißheit Alan Turings, ‚wir sollten damit rechnen, daß die Maschinen eines Tages die Macht übernehmen‘. (1989: 32).


Hier wird tatsächlich Foucaults These, daß der Mensch durch eine Verschiebung der Dispositionen des Wissens aus seiner Zentralposition, die er selbst wieder von Gott übernommen hat, herausrückt, recht umstandslos mit der Machtübernahme der Maschinen, also mit deren Einrücken auf die Zentralposition, zusammengedacht.[7] Die vielfach anzutreffende Zuschreibung quasi-theologischer Attribute an Technologien und insbesondere Computertechnologien scheint daher kaum verwunderlich zu sein (vgl. Bredekamp 1992).

Es könnte also sein, daß die Gegenwart (oder Teile von ihr) mit der Leere nach dem Verschwinden des Menschen vom Platz des Königs und der Vorstellung einer vollkommen sinn- und ziellosen Geschichte nicht leben will und aus dem “Verlangen nach einem Zentrum” (Derrida 1992 b: 424)[8] heraus nun beschlossen hat, die Medien/Technik an diese Stelle zu rücken. Wird eine “Evolution”[9] der Technik als Movens der Geschichte inthronisiert, dann bedeutet dies, daß selbst wenn man die Regelhaftigkeiten, nach denen sich das “Aus-Sich-Selbst-Emergieren der Medienenvironments” (Bolz 1992: 103) vollzieht nicht einsehen kann, die Geschichte zumindest nicht völlig ziellos verläuft.


So vertritt das Modell des informationstheoretischen Materialismus gerade, daß die Medien autonom evoluieren oder emergieren und nicht auf die Wünsche und Interessen der Menschen horchen.[10] Da die Medien aber zugleich als “anthropologische Aprioris” (Kittler 1986: 167) aufgefaßt werden, müssen sie quasi als neuartiges Subjekt der Geschichte erscheinen, welches die bisherigen historischen Subjekte – wie etwa das ‘Proletariat’ – ablöst. Am “Ende der Geschichte” steht in solchen Diskursen oftmals das Zu-Sich-Selbst-Kommen der Medien/Technik in einer Art Künstlichen Intelligenz.[11] Hier ist – nach einem Wort von Norbert Bolz – “der Schritt von Science-fiction zu normal science ganz klein” (1993: 23):


Ohne Referenz auf den oder die Menschen haben Kommunikationstechniken einander überholt, bis schließlich eine künstliche Intelligenz zur Interzeption möglicher Intelligenzen im Weltraum schreitet. (Kittler 1993: 188).


Gerade diese “Szene” wirkt wie eine Paraphrase einer entsprechenden Stelle aus Gibsons Cyberpunk-Roman Neuromancervon 1984, wo es auch um eine KI geht, die andere KIs im Weltall entdeckt hat – und zwar in Übertragungen, die zuvor kein Mensch verstehen konnte. Am Ende von Neuromancerwohnen wir einem Dialog des Protagonisten Case und der KI “Wintermute” bei:

[KI:] Ich rede mit meinesgleichen.

[Case:] Aber Du bist doch das Ganze. Führst Du Selbstgespräche oder was?

[KI:] Es gibt noch andere. Eine hab ich schon gefunden. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind im Lauf von acht Jahren eine Reihe von Übertragungen aufgezeichnet worden. Vor mir gab‘s natürlich keinen, der was damit anfangen oder antworten konnte.

[Case:] Von wo?

[KI:] Centauri-System.

(Gibson 1996: 322; Hervorhebung hinzugefügt).


Und auch am Ende des schon 1977 von Nicholas Roeg gedrehten Films DES TEUFEL‘S SAAT (DEMON SEED, USA 1977) kontaktiert ein selbstbewußt gewordener Supercomputer andere KIs im Weltall...[12]


Diese ganzen Szenarien sind auch Entwürfe einer fortgeschrittenen, posthumanen Kommunikationsform (weswegen Gibsons KI ja auch betont: Vor mir gab‘s natürlich keinen, der was damit anfangen oder antworten konnte). Gerade Theorien, die auf die Medien und ihre technischen Potenzen den Blick richten, insistieren immer wieder auf der Kraft dieser Medien, Wahrnehmungsschwellen zu unterlaufen oder Datenflüsse zu prozessieren, die von Menschen überhaupt nicht mehr aufgenommen, geschweige denn verarbeitet werden können (vgl. Kittler 1986: 187; 1991: 205). Und die sich stets beschleunigende Proliferation der Medien, Daten und Formate erzeugt die Utopie eines Meta-Mediums, das alles auf einem einheitlichen Tableau darstellen kann. Dieses Meta-Medium soll die universale diskrete Maschine sein: der Computer (vgl. Winkler 1997 a: 55).[13] Wenn man mit Youngblood behaupten wollte, daß die “Künstliche Intelligenz möglicherweise einmal das höchstentwickelte [...] Metamedium” (1991: 309) sein wird, dann wäre das die Utopie, daß eines Tages künstliche Intelligenzen entstehen, die mit den Datenströmen viel leichtfüßiger umgehen werden als die Menschen.[14] Die gegenwärtig zunehmende Betonung der Rolle “intelligenter Agenten” für die Bewältigung der Informationsfluten des Internets ist eine andere, weniger utopische Formulierung für die Beobachtung, daß sich die Informationsfülle der Datennetze nicht mehr durch menschliche Bewußtseine ordnen läßt.[15]


Und wieder führt das dazu, daß sich die Maschinen als das bessere Subjekt der Geschichte erweisen. Die Behauptung, im Zeitalter der neuen Medien sei die Geschichte irgendwie zuende, bezieht sich oft (z.B. bei Bolz 1992: 103) darauf, daß in der (angeblich) instantanen und simultanen Präsenz aller Zeiten in Datenspeichern nicht nur die lineare Modellierung der Geschichte durch die Schrift, sondern auch die Fähigkeit der historisierenden menschlichen Bewußtseine, diese riesenhaften Datenmengen noch zu überblicken und zu ordnen, abhanden kommt. Flusser bemerkt folglich, daß die künstlichen Intelligenzen “über ein das unsere weit übertreffendes Geschichtsbewußtsein verfügen [werden]. Sie werden besser, schneller und variierter Geschichte machen, als wir es je taten” (Flusser 1993: 12).


Ich möchte meine Überlegungen mit dieser Prophezeiung Flussers ausklingen lassen. Abschließend bleibt zu sagen, daß es keinesfalls darum gehen kann und darf, die unverzichtbare Auseinandersetzung mit der konstitutiven Rolle technologischer Medien zurückzuweisen. Vielmehr sollte nur zu bedenken gegeben werden, daß diese Anerkennung nicht in eine neue Techno-Metaphysik umschlagen sollte, die sich wieder in vorgebliche Sicherheiten flüchtet und darin ganz traditionellen Mythen des technologischen Fortschritts folgt. Die Macht ist nie nur “die Macht des Mediums” und dessen “Souveränität” (Maresch 1999: 297).[16] Erst wenn auch dieser Kopf des Königs endgültig rollt, kann Macht als ein“komplexes Netz aus unterschiedlichen Elementen” ohne einen (gleichwohl stets begehrten) “Mittelpunkt der Kräfte” (Foucault 1994: 396) gedacht werden. Kittler selbst hat dies in seinem 1985 erschienenen Buch Aufschreibesystemegetan. Die Aufschreibesysteme definierte er als “Netzwerk[e] von Techniken und Institutionen” (1995, 519). Die konsequente Erarbeitung solcher multifaktoriellen Modelle ist die wichtigste, aber auch schwierigste Aufgabe jeder Theorie der Macht.



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[1]http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/2879/1.html

[2]Vgl. auch Maresch/Werber (1999: 16), wo diese von der “Selbstentfaltung der Technik [...], deren Halbwertszeiten die Evolution der Gesellschaft [...] diktieren” sprechen. Wenn man sagt, die “Medien” oder die “Technik” seien “souverän” (10), dann folgt man übrigens gerade nicht einem Foucaultschen Machtmodell, für das Macht nur als “komplexes Netz aus unterschiedlichen Elementen” (1994: 396; Hervorhebung hinzugefügt) funktioniert, was Maresch und Werber bei ihrer Zitierung dieser Stelle (1999: 9) sorgsam unterschlagen. An der oben zitierten Äußerung Mareschs ist folglich problematisch, daß er das “Wintel-Universum” (MICROSOFTWINDOWS + INTEL), also gerade kein Medium, sondern einen von ökonomischen Interessen bestimmten Industriekomplex nennt. Offenkundig ist, daß viele Entwicklungen dieser MICROSOFT/INTEL-Allianz keineswegs aus einer “Selbstentfaltung der Technik”, sondern aus schlicht marktwirtschaftlichen Imperativen hervorgehen (z.B. der INTEL CELERON-Prozessor als Antwort auf AMD).

[3]Vgl. zur Selbstdefinition der Menschen durch Differenz- und Analogiebildungen zu Computern Bolter (1984) und Turkle (1995: 149-174). Turkle beobachtet in empirischen Studien auch das interessante Phänomen, daß heranwachsende Kinder anhand der Interaktivität von Computerspielen ihren Begriff des Lebendigen revidieren und neu aushandeln (1984: 29-74; 1995: 77-101). Zur langen und komplexen Geschichte der Selbstbespiegelung des Menschen in seinen Maschinen, vgl. Breton (1995) und Meyer-Drawe (1996). Zu nennen wären hier auch Filme wie Kubricks legendärer 2001 – A SPACE ODYSSEY (GB/USA, 1968) und der dort gezeigte Supercomputer HAL oder BLADE RUNNER (USA 1982, R: Ridley Scott).

[4]Zur Verschiebung von der Künstlichen Intelligenz zum Künstlichen Leben und ihren Implikationen, vgl. Metzger (1997) und Hayles (1999: 222-246).

[5]Vgl. Tholen (1994: 112): “In der aktuellen Debatte um die kulturstiftende Bedeutung der technischen Medien [...] kursieren hartnäckig die Phantasmen der Zueignung bzw. Enteignung von essentiellen Bestimmungen, denen Mensch und Maschine unterworfen bleiben.”

[6]Vgl. Foucault (1993 b: 462) am Ende der Ordnung der Dinge: “Wenn diese Dispositionen verschwänden, so wie sie erschienen sind, wenn durch irgendein Ereignis, dessen Möglichkeit wir höchstens vorausahnen können, aber dessen Form oder Verheißung wir im Augenblick noch nicht kennen, diese Dispositionen ins Wanken gerieten, wie an der Grenze des achtzehnten Jahrhunderts die Grundlage des klassischen Denkens es tat, dann kann man sehr wohl wetten, daß der Mensch verschwindet, wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand”.

[7]Hier scheint sich eine gewisse Ähnlichkeit zu manchen Vorstellungen Hans Moravecs (1990; 1993) anzuzeigen. Der vertritt nämlich u.a. die These, daß uns die Roboter oder KIs bald überholen werden und daß wir dann gezwungen sein werden mit derartigen Wesen “in einer Art freiem Markt” (1993: 86) zu konkurrieren. Natürlich stehen unsere Chancen schlecht. Allerdings muß man hier vor zu schnellen Gleichsetzungen warnen, vgl. dazu Winkler (1997 b). Die Ähnlichkeit zu bestimmten Aspekten (aber sicher nicht den Happy-Ends) von Filmen wie TERMINATOR 1 und 2 (USA 1984 und 1991, R. James Cameron) drängt sich geradezu auf.

[8]In einem vergleichbaren Sinn hat Derrida in der Grammatologie bemerkt, daß die “Idee des Buches [...] die Theologie und den Logozentrismus enzyklopädisch gegen den sprengenden Einbruch der Schrift ab[schirmt]” (1992 a: 35). Daß Derrida hier einräumt, daß man den “Logozentrismus” und die “Theologie”, die sich stets als “Auslöschung der Differenz” (44) konstituiert hätten, überhaupt (und sei es noch so temporär und illusorisch) “abschirmen” kann (und daß diese die Differenz überhaupt in irgendeinem Sinne “auslöschen” können), zeigt, daß es immer auch notwendigerweise Versuche gibt, die (un)stillbaren Differenzen durch Zentren temporär zu fixieren – und sei es mit der Gewalt einer “logozentrische[n] Unterdrückung” (89). Schon pragmatisch ist es unabdinglich, daß der Verweisungsfluß temporär angehalten werden kann. Sonst wird Anschlußkommunikation unmöglich, bzw. zu weißem Rauschen.

[9]Zur Problematik der Rede von “Evolution” in bezug auf die Technikentwicklung, vgl. Winkler (1997 a: 16; 1997 b).

[10]Vgl. Kittler, der bemerkt, daß die “Nachrichtentechniken aufhören, auf Menschen rückführbar zu sein, weil sie selber, sehr umgekehrt, die Menschen gemacht haben” (1986: 306). In gewisser Weise findet sich dieses Szenario in THE MATRIX (USA 1999, R: Andy & Larry Wachowski)wieder, wo die Menschen nunmehr von den KIs gezüchtet und als Energiequelle gehalten werden.

[11]Worin auch eine zentrale Figur bisheriger Metanarrationen wiederholt würde, wonach am “Ende der Geschichte” ein hegelianisch gefärbtes Zu-sich-selbst-Kommen der treibenden Kräfte stattfindet.

[12]Hier ist kein Plagiat und noch nicht einmal “Einfluß” unterstellt, sondern es geht lediglich um die Beobachtung, daß offenbar in verschiedenen Textgenres Ähnliches über Computer formuliert wird.

[13]Winkler weist auch darauf hin, daß es problematisch sein könnte aus der “universalen diskreten Maschine” das “Universalmedium” zu machen.

[14]Auch dieses Phantasma hat eine lange Geschichte in der harten Informatik, die hier nicht nachgezeichnet werden kann. Es sei nur darauf hingewiesen, daß J.C.R. Licklider schon 1960 betonte, daß der Mensch ein “noisy, narrow-band device[...]” (1960: 6) sei, dessen Informationsverarbeitung in manchen Aspekten weit hinter der maschinellen zurückbleibt.

[15]Deswegen weist Winkler (1997 c: 188/189) daraufhin, daß Versuche, das Netzangebot durch menschliche “Sortierer” zu ordnen, wie sie im Falle der Suchmaschine YAHOO! vorliegen, auf Dauer zum Scheitern verurteilt sind. Zu Agenten, vgl. Maes (1994) und Pflügler (1997).

[16]Schon deswegen nicht, weil eben auch Medien eine Geschichte haben, an der sich ablesen läßt, daß der Prozess, ob und in welcher Form sich Technologien etablieren, keineswegs nur von technischen Parametern, sondern sehr wohl auch von einer sozialen und diskursiven Umwelt abhängt. Am Beispiel Buchdruck zeigt dies Giesecke (1998: 124-167). Vgl. zum Verhältnis von Technik und Geschichte weiterhin die Beiträge in Smith/Marx (1996).